Thursday, June 19, 2008

Chris: Ein Fußballfest


Ein Beitrag von Gastautor Chris:

Bereits zum dritten Mal während der in Österreich und er Schweiz stattfindenden Fußballeuropameisterschaft hatte das Goethe Institut in Washington zum Public Viewing, oder ‚Rudelgucken‘ wie es neuerdings in Deutschland heißt, geladen. So sollte ein Stück deutscher bzw. europäischer Lebensart über den großen Teich gebracht werden.

Beim ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft hatten sich polnische und deutsche Fans noch die Waage gehalten – die polnische Nationalmannschaft wurde sogar von einem ehemaligen polnischen Staatspräsidenten unterstützt, der bei den Fans im Goethe Institut mit einem herzlichen Applaus willkommen geheißen wurde. Dagegen waren beim Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und Portugal die deutschen Anhänger klar in der Überzahl. Schließlich musste man gegen einen der Favoriten antreten, womöglich das letzte Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei diesem Turnier.

Als der Anpfiff zum Spiel zu einer nicht gerade fußballfreundlichen Zeit – um 14.45h – erfolgte, hatten immerhin gut 100 Deutsche die Arbeit ruhen oder das Sightseeing unterbrechen lassen. Die Stimmung war eher verhalten: Nach zuletzt schwachen Auftritten gegen Kroatien und Österreich würde es heute wohl nicht gegen die starken Portugiesen reichen, war der allgemeine Tenor.

Doch bereits nach 26 Minuten drehte sich die Stimmung. Die deutsche Nationalmannschaft lag 2:0 in Führung, und jeder Ballgewinn wurde frenetisch gefeiert. Auch der portugiesische Anschlusstreffer kurz vor der Pause änderte nichts an der guten Stimmung. So wurden in der Pause auch nur noch an die nächste Runde gedacht. In der Vorrunde habe man schon gegen die Kroaten verloren, zweimal dürfe das während eines Turniers nicht passieren. Daher würde er gerne sehen, dass Deutschland im Halbfinale gegen Kroatien spielt, so ein deutscher Fan. Es gebe so viele Türken in Deutschland, ein Halbfinale Deutschland gegen die Türkei wäre bestimmt ein Volksfest, meinte ein anderer.

Als Michael Ballack Mitte der zweiten Halbzeit auf 3:1 für Deutschland erhöhte, lagen sich wildfremde Menschen in den Armen. Als die Portugiesen acht Minuten vor dem Schlusspfiff auf 2:3 verkürzten, fing das Bangen an, doch als der Schiedsrichter nach 94 Minuten endlichen abpfiff, war der Jubel groß.

Nach dem Spiel verweilten die Anhänger beider Mannschaften noch eine Weile im Saal, genossen (oder verfluchten) die Tore und sinnierten bei einem kühlen deutschen Bier, das eine andere deutsche Stiftung) gesponsert hatte, über den Turnierverlauf.

Fußball und Bier aus Bremen und München, neben Sauerkraut und Bratwurst wohl die bekanntesten deutschen Symbole im Ausland, hatten einen ‚echt deutschen‘ Nachmittag in Washington ermöglicht.

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